Fern­wärme

Fern­wärme: die Alter­na­tive zum eigenen Heizsystem

In der Schweiz lag im Jahr 2017 der Anteil an Fern­wärme als Haupt­en­er­gie­träger bei 4,2% (1). Rund 2,3% der Warm­was­ser­ver­sor­gung wurde eben­falls über Fern­wärme erzeugt (2). Experten sagen eine stei­gende Tendenz der mit Fern­wärme versorgten Haus­halten voraus, aufgrund der stetig wach­senden Effi­zienz und der neuen Ener­gie­ge­setze, voraus. Zusätz­lich leistet ein Anschluss an ein Fern­wär­me­netz einen wesent­li­chen Beitrag zum Umwelt­schutz durch Senkung der CO2-Emis­sionen.
Mit der Fern­wärme wird die eigene Heizung im Haus­halt ersetzt. Dies bedeutet zum einen weniger Aufwand durch kosten­in­ten­sive Wartungen und Instand­hal­tungen zum anderen fällt gröss­ten­teils das Risiko von Repa­ra­turen weg. Der Anschluss an ein Fern­wär­me­netz ergibt aus vielen Gründen Sinn. Die gesamte Energie entsteht in einer Heiz­zen­trale und wird von dort aus an die Gebäude weiter­ge­leitet. Dadurch erzielt die Fern­wärme einen hohen Wirkungs­grad mit effi­zi­enter Ressourcennutzung.

Inhalts­über­sicht

  • Was ist Fernwärme?
  • Das Funk­ti­ons­prinzip der Fern­wärme einfach erklärt
  • Brenn­stoffe für Fernwärme
  • Was kostet Fernwärme?
  • Vor- und Nach­teile der Fernwärme
  • Fern­wärme und neues Energiegesetz
  • Exkurs: Was ist Fernkälte?

Die Beson­der­heiten der Fernwärme

Unter Fern­wärme werden folgende zwei Begriffe zusam­men­ge­fasst: Fern­hei­zung und Nahwärme. Spricht man von Fern­hei­zung, versteht man dabei eine Erschlies­sung von einem ganzen Stadt­teil ans Fern­wär­me­netz. Bei der Nahwärme hingegen, werden nur einzelne Gebäude oder Haus­halte an das Fern­wär­me­netz ange­schlossen. Der Einfach­heit halber spre­chen wir hier allge­mein von Fern­wärme. Fern­wärme ist eine Möglich­keit ther­mi­sche Energie in Form von Warm­wasser und Wärme für die Raum­hei­zung an Gebäude zu liefern. Gröss­ten­teils wird dabei die Fern­wärme durch Rohr­lei­tungen trans­por­tiert, welche unter der Erde verlegt sind. Nur in seltenen Fällen werden dafür Frei­lei­tungen an der Erdober­fläche verwendet. Umgangs­sprach­lich nennt man diese Rohr­lei­tungen auch Fernwärmeleitungen.

Die Tech­no­logie der Fern­wärme ist aber nicht neu. Bereits seit über 100 Jahren ist dieses Heiz­sy­stem in der Schweiz im Einsatz. Dabei wird über die Heiz­zen­trale (welche an das Fern­wär­me­netz ange­schlossen ist) ther­mi­sche Energie an die Haus­halte weitergegeben.

Eine Fern­wär­me­hei­zung nutzt gröss­ten­teils Abwärme und wandelt diese in ther­mi­sche Energie um. Diese Energie gibt Sie dann durch Rohr­lei­tungen in Form von Wärme und warmem Wasser an die ange­schlos­senen Haus­halte weiter. Durch den Anschluss an ein Fern­wär­me­netz verzichtet man auf eine herkömm­liche Heizung wie beispiels­weise eine eigene Ölhei­zung oder Gasheizung.

Verein­facht lässt sich Fern­wärme wie folgt definieren:

Fern­wärme wird an einem zentralen Ort erzeugt und anschlies­send durch Rohr­lei­tungen an die ange­schlos­senen Haus­halte verteilt. Die Energie in Form von erwärmten Wasser wird also nicht unmit­telbar vor Ort verwendet, sondern den Gebäuden gelie­fert. Durch den Anschluss an ein Fern­wär­me­netz können Haus­halte auf eine herkömm­liche Wärme­er­zeu­gung verzichten.

Wie funk­tio­niert Fernwärme?

Das Prinzip der Fern­wärme ist sehr komplex und lässt sich sche­ma­tisch verein­facht darstellen. In der Heiz­zen­trale wird durch Verbren­nung von Kehricht­ab­fällen, Holz­schnit­zeln, Biomasse oder fossilen Brenn­stoffen Wärme erzeugen. Diese Wärme wird in Form von warmen Wasser durch Rohr­lei­tungen und eine Wärme-Über­ga­be­sta­tion an Haus­halte angegeben.

Einfach formu­liert funk­tio­niert Fern­wärme wie eine grosse Zentralheizung.

Diese Zentral­hei­zung vermag mehrere Gebäude, Gebiete und Gemeinden zu beheizen. Dafür werden aber nicht immer die glei­chen Brenn­stoffe verwendet. Fern­wär­me­an­lagen können mit folgenden Ener­gie­lie­fe­ranten funk­tio­nieren: Kehricht, Abwärme aus ther­mi­schen Kraft­werken und indu­stri­ellen Prozessen, Holz­schnitzel, Klär­an­lagen, Geother­mie­kraft­werke sowie Umwelt­wärme. Verein­zelt gibt es aber auch Fern­wär­me­sy­steme, welche mit fossilen Brenn­stoffen wie Öl oder Erdgas betrieben werden.

Wie beim Trink­wasser wird auch Fern­wärme über ein grosses Vertei­ler­netz zum Endver­brau­cher (Haus­halt) geleitet. Die Fern­wärme, in Form von heissem Wasser, gibt über einen Wärme­tau­scher die Energie in das Gebäu­de­sy­stem ab. Das abge­kühlte Heiz­wasser fliesst dann wieder in das Fern­wär­me­netz zurück und bildet so einen geschlos­senen Heiz­kreis­lauf. (Gegen­strom­prinzip).

Auf der Sekun­där­seite (System im Gebäude) wird die Wärme aufge­nommen und wie üblich an die Heiz­ver­tei­lung (Fuss­bo­den­hei­zung oder Radia­toren) und an das Trink­warm­wasser abgegeben.

Brenn­stoffe für Fernwärme

Wie bereits erwähnt können verschie­dene Brenn­stoffe für die Betrei­bung von Fern­wär­me­an­lagen verwendet werden. Diese vier Ener­gie­träger gehören zu den meist verbreiteten:

Abfall/​Kehricht

In der Schweiz werden jedoch immer noch Kehricht­ab­fälle am meisten verwendet. So können fossile Brenn­stoffe einge­spart und zusätz­liche CO2-Emis­sionen gesenkt werden.

Biomasse

Fern­wär­me­hei­zungen nutzen vor allem die biolo­gisch wieder abbau­baren Holz­hack­schnitzel für die Ener­gie­ge­win­nung. Dennoch gehören auch Pellets, Altholz, Stroh und Pflan­zenöle etc. zu verwert­baren Brenn­stoffen dazu. Bei Fern­wärme kommen aber vor allem die Hack­schnitzel zum Einsatz.

Fossile Brenn­stoffe

Zu den fossilen Ener­gie­trä­gern gehören Öl, Gas und Kohle. Wobei Gas und Öl als Haupt­en­er­gie­träger genutzt werden. In Zukunft versucht man aber Fern­wärme von fossilen Brenn­stoffen zu befreien und auf erneu­er­bare Ener­gien zurückzugreifen.

Abwärme

Vor allem in indu­stri­ellen und gewerb­lich genutzten Gebieten greift man auf die Nutzung von Abwärme zurück. Norma­ler­weise wird diese unge­nutzt in die Umwelt abgegeben.

Was kostet Fernwärme?

Wer unsere anderen Fach­bei­träge zu den Heizungs­arten gelesen hat, sucht an dieser Stelle vermut­lich die gewohnte Kosten­auf­stel­lung. Leider lässt sich bei der Fern­wärme keine allge­mein­gül­tige Aussage zu den Kosten treffen.

Allge­mein­gültig lässt sich jedoch sagen, dass die Anschaf­fungs­ko­sten für den Anschluss an ein Fern­wär­me­netz weit tiefer sind als für andere Heiz­sy­steme. In einigen Kantonen können die Kosten für die Instal­la­tion sogar von den Steuern abge­zogen werden. Die grössten Plus­punkte bei der Fern­wärme sind die Kosten­ein­spa­rungen für Wartungen und Repa­ra­turen sowie Kontroll­be­suche durch den Kamin­feger. Da auf eine eigene Heizung verzichtet wird, entstehen keine Folgekosten.

Weiterhin profi­tiert man als Nutzer der Fern­wärme von einem stabilen Preis­ni­veau. Gerade in den letzten Jahren sind die Preise für Heizöl drastisch in die Höhe geschossen. Meist so schnell, dass eine Reak­tion und ein Ölkauf auf Lager fast nicht möglich war. Bei der Fern­wärme schwanken die Preise weniger stark. So lassen sich Heiz­ko­sten gut planen und senken.

Doch wer legt die Preise für Fern­wärme über­haupt fest?

Dies tun die Fern­wär­me­ver­sor­gungs­un­ter­nehmen gleich direkt. Als Grund­lage für die Preis­ge­stal­tung dient die Kosten­si­tua­tion. Man unter­scheidet zwischen dem Arbeits­preis (direkter Kosten­ver­ur­sa­cher) und dem Grund­preis (indi­rekte Kosten durch Wartungen, Repa­ra­turen sowie Verwaltungskosten).

In seltenen Fällen erheben die Anbieter von Fern­wärme noch einen Mess- oder Dienst­lei­stungs­preis für Messungen oder Fakturierungen.

Für den Kanton St. Gallen würde eine Kosten­auf­stel­lung in etwa so aussehen (ohne Gewähr):

  • Grund­preis pro Monat CHF 70.–
  • Arbeits­preis pro Monat/​MWh beträgt das 0,9‑fache vom durch­schnitt­li­chen Ölpreis
  • Anschluss­ge­bühr einmalig CHF 4000.– zuzüg­lich CHF 0,75 pro Kilowatt
  • Anschluss­lei­tungen einmalig pro Meter CHF 915.– für Aussen­lei­tungen, pro Meter Innen­lei­tung CHF 345.–

Zusätz­lich wird ein Wasse­r­er­wärmer (Boiler) oder eine Wärme­über­ga­be­sta­tion benötigt.

Vor- und Nach­teile von Fernwärme

Fern­wärme ist eine nach­hal­tige und umwelt­freund­liche Art zu heizen. Vielen Vorteilen stehen nur wenige Nach­teile gegen­über. Es lohnt sich also auf jeden Fall den Anschluss an ein Fern­wär­me­netz in Betracht zu ziehen. Diese Gründe spre­chen für oder gegen Fernwärme:

Vorteile von FernwärmeNach­teile von Fernwärme
😃 Hoher Wirkungs­grad und vorbild­liche Ener­gie­ef­fi­zienz (Verbren­nung Kehricht Abfälle)😢 Nur einge­schränkt verfügbar in der Schweiz (Fern­wär­me­netz muss vorhanden sein)
😃 Verzicht auf Wartungen und Repa­ra­turen, dadurch können Kosten gespart werden😢 Abhän­gig­keit vom Anbieter – ein Wechsel ist kaum mehr möglich
😃 Heizungen mit Brenn­wert­kessel verfügen über einen sehr hohen Wirkungsgrad😢 Gefahr über­durch­schnitt­li­cher Ener­gie­preis­ent­wick­lung „Mono­pol­stel­lung“
😃 Platz für schöne Dinge in den eigenen vier Wänden (kein eigenes Heiz­sy­stem oder Kamin) 
😃 lässt sich als Hybrid­lö­sung kombi­nieren mit Photo­vol­taik für Stromerzeugung
😃 ist Konform mit dem neuen Ener­gie­ge­setz MuKEn 2014
😃 Versor­gungs­si­cher­heit und Preisstabilität
😃tech­ni­sches Entwick­lungs­po­ten­zial hoch, Forschung neuer Fern­wär­me­sy­steme ist im Gange (Nutzung erneu­er­barer Energie) 

Beson­ders wichtig ist, dass Sie sich zuerst darüber infor­mieren, ob Sie über­haupt Zugang zu einem Fern­wär­me­netz haben. Sollte dieser Zugang gewähr­lei­stet sein (meist in dicht besie­delten Gebieten) müssen Sie sich nur noch im klaren Sein, dass ein Wechsel weg von Fern­wärme nur erschwert wieder möglich ist.

Fern­wärme in Kombi­na­tion mit MuKEn 2014

Fern­wärme eignet sich sowohl für Altbauten wie auch für Neubau­ob­jekte. Gerade bei Sanie­rungen von alten Heizungen haben sich die Vorschriften im Ener­gie­be­reich verschärft. Ab 1. Januar 2020 werden die MuKEn (Muster­vor­schriften der Kantone im Ener­gie­be­reich) in der Schweiz in Kraft treten. Das neue Ener­gie­ge­setz schreibt vor, dass einige Heizungs­arten nur noch mit einem Anteil an erneu­er­barer Energie saniert werden dürfen. (Ölhei­zungen und Gashei­zungen) Sind Sie aber an Fern­wärme inter­es­siert, müssen Sie sich darum keine Sorgen machen. Fern­wärme arbeitet ener­gie­ef­fi­zient und schont gleich­zeitig die Umwelt durch verrin­gerten CO2-Ausstoss. Sie gehört zu den empfoh­lenen Heiz­sy­stemen in den Mustervorschriften.

Exkurs: Fern­kälte

Da wir meistens die erzeugte Wärme nur in den kalten Winter­mo­naten benö­tigen, versucht Fern­kälte diese Energie auch im Sommer nutzen zu können. Den Haus­halten wird in den heissen Sommer­mo­naten eben­falls Warm­wasser gelie­fert, welches dann durch Absorp­ti­ons­käl­te­ma­schinen Kälte erzeugt. Also genauso wie eine Klima­an­lage. Fern­kälte ist in der Schweiz aber nicht weit verbreitet und wird vor allem in gewerb­li­chen Gebäu­de­kom­plexen einge­setzt. Es gibt aber auch die Möglich­keit, dass das Fern­wär­me­netz mit einem Kälte­netz zusam­men­ge­schlossen wird. Damit würde dann die Abwärme von der Kälte­pro­duk­tion wieder für Heiz­zwecke einge­setzt werden können. Dieser Vorgang wird über einen Wärme­spei­cher abgewickelt.